Brand zerstört Zwiebelhalle: "So etwas habe ich noch nicht erlebt"
BOBENHEIM-ROXHEIM: 500000 Euro Sachschaden - Feuerwehr mit 70 Personen vor Ort - Brandstiftung vermutlich die Ursache - Krisengespräche
Das Urteil fiel eindeutig aus. "So etwas habe ich noch nicht erlebt", sagten gestern Mittag Wehrleiter Ewald Marx und Bürgermeister Manfred Gräf. Beide waren ab etwa 1Uhr nachts auf den Beinen, um das Feuer in der Zwiebelhalle zu bekämpfen. Gegen 1.13 Uhr ging bei der Feuerwehr in Bobenheim-Roxheim der Alarm ein, dass eine zwiebelhalle im Ortsteil Bobenheim brenne. "Schon auf dem Weg zum Gerätehaus hat man den hell erleuchteten Himel gesehen", sagte Ewald Marx. Um 1.16 Uhr rückten er und seine Kollegen dann zur Unglücksstelle aus. Da es schon seit Tagen Probleme mit Brandstiftung gebe,"schläft man nur noch mit halbem Kopf", meinte der Feuerwehrchef. Darum seie sie auch so schnell vor Ort gewesen.
Die Halle, die den Flammen zum Opfer gefallen ist, diente den auf Zwiebelanbau spezialisierten Landwirten aus der gemeinde als Lager für geräte, Kartonagen und verpackungsmaterialien. Zwiebeln lagerten in der Halle derzeit nicht. Sie sind in einem benachbarten Gebäude untergebracht, das vor dem Feuer beschützt werden konnte. Für die Arbeit der rund 70 Feuerwehrleute, die laut Marx vor Ort waren - die Bobenheim-Roxheimer Wehr hatte Verstärkung aus Frankenthal, der Verbandsgemeinde Heßheim und Worms bekommen - bedeuteten die Dinge, die in der Halle lagerten, ein großes Problem. "Durch die Katonagen entwickelte sich der Brand wie ein großes lagerfeuer. Da die Halle an einer Seite geöffnet ist, konnten sich die Flammen auch sehr schnell ausbreiten", schilderte Marx. Durch die große Hitze waren auch die angerezenden Häuser in der Roxheimer Straße bedroht. Einige Fenster seine zu Bruch gegangen und an einem bett habe es eine Schmorstelle gegeben, auch ein Jägerzaun sei beschädigt worden, so Marx. Die Häuser konnten aber gerettet werden. Für kurze zeit musste ein 36-jähriger Anwohner ins Krankenhaus gebracht werden. Mit dem Gartenschlauch hatte er sein Haus vor Flammen schützen wollen und sich dabei eine Rauchvergiftung zugezogen. Rund 300 Schaulustige waren Zeugen der Löscharbeiten der Feuerwehr.
Große Probleme für Landwirte
Nach bis gestern Nachmittag waren Wehrleute im Einsatz. Das verbrannte Holz sei wie "Holzkohle", erläuterte Marx. "Unten gibt es immer noch massive glut, die wir nach Abtragen der oberen Schichten immer wieder löschen müssen." Das abgetragene Material wurde dann zur Sondermülldeponie Gerolsheim gebracht. Der Sachschaden wird auf rund 500.000 Euro geschätzt. Noch verheerender dürfte der wirtschaftliche Schaden sein, der nun auf die Landwirte zukommt, die die zwiebelhalle als Lager nutzten. Die Zwiebelernte steht kurz bevor, und den Bauern fehlt nun das Verpackungsmaterial, um ihre Ware vermarkten zu können. Gestern Nachmittag trafen sich die fünf betroffenen Landwirte und ein Vertreter des örtlichen Bauernverbandes mit dem Bürgermeister, um über weitere Schritte zu reden. 1200 Holzkisten sind verbrannt - 700 von den Landwirten und 500 von der Firma Vau-Ge. Außerdem sind durch die Flammen und die große Hitze mehrere Anhänger kaputt gegangen. Da in diesen Tagen die Zwiebelernte beginnt, stehen die Landwirte vor der Frage: Wie die Ernte vom Feld bringen und wie sie dann verpacken? Zwar wollen sich die Bauern untereinander aushelfen, doch um den Verlust der vielen Kisten zu kompensieren, sind sie auch auf Spenden angewiesen. Glücklicherweise hat sich noch gestern eine Möglichkeit ergeben, wo die Landwirte ihre Zwiebeln lagern können.
Durch die große Hitze, die während des Brandes herrschte, sind auch Geräte beschädigt worden, die nicht Opfer der Flammen wurden. So beklagt beispielsweise der Bauernverband den Verlust eines Zwiebelhäckslers, dreier Feldwegehobel und eines Unkrautstriegels. Gestern Abend war für die Landwirte noch nicht abzusehen, wie groß der Schaden für sie schließlich sein wird. "Die Hitze hat viele Dinge geschmolzen. Da muss man erst einmal abwarten, bis alles abgekühlt ist und dann sehen, welche Geräte noch funktionieren", fasste Gräf das Gespräch mit den Landwirten zusammen. Was die Bauern machen, wenn sie in den nächsten Tagen nicht genug Kisten und Anhänger zur Verfügung haben, müsse in weiteren Gesprächen geklärt werden. Fest stehe: Die Ernte muss vom Feld.
Noch in der Nacht zum Montag hatte die Polizei gemeldet, dass vermutlich infolge von Brandstiftung in der 15 mal 42 Meter großen Halle der privaten Lagerhallengemeinschaft das Feuer ausgebrochen sei. Gestern schwächte ein Sprecher des Polizeipräsidiums in Ludwigshafen die Formulierung etwas ab: Brandstiftung könne als Brandursache nicht ausgeschlossen werden. Gestern seien der Brandsachverständige und ein Spürhund in Bobenheim-Roxheim gewesen. Die Ermittlungen dauerten aber noch bis heute Vormittag. Erst dann herrsche endgültig Klarheit über die Brandursache. Da in Bobenheim-Roxheim jedoch in den vergangenen Tagen immer wieder ein Feueralarm zu hören war, ist möglicherweise ein "Feuerteufel" in der Gemeinde unterwegs.
Einsatz am Samstag
Ewald Marx berichtete, dass seine Wehr bereits am Samstag in die Fuchslöcher gerufen wurde, weil dort Holzpaletten brannten. Das Feuer habe jedoch in zwei Stunden gelöscht werden können. "Das ist jetzt unser achter Fall", so Marx. Wer der Urheber der Brände sein könnte, sei aber noch völlig unklar. Auch Bürgermeister Gräf befürchtet, dass "Brandstiftung" der Grund der jüngsten Ereignisse ist. "Wir wollten die Sache bisher nicht hochspielen." Mit dem Brand der Zwiebelhalle habe sich die Sachlage jedoch verschärft. "Die Schlinge muss sich nun um den Täter enger ziehen", betonte Gräf. Gestern habe es daher Absprachen mit der Polizei gegeben. Auch in der Gemeinde werden Überlegungen angestellt, wie weitere Brände verhindert werden können. Laut Gräf steht der Wohnhausbrand von vor einer Woche, bei dem ein Sachschaden von 250.000 Euro entstand, nicht in Zusammenhang mit den Ereignissen an der Zwiebelhalle. "Das war wohl eine andere Ebene", meinte Gräf. Sein Dank galt den Rettungskräften. Sie seien die ganze Nacht vor Ort gewesen und dann morgens zur Arbeit gegangen. Auch Ewald Marx sagte: "Die Kollegen sind völlig ausgepowert." (...)