Brandursache unklar
HESSHEIM: Einsatz laut Notfallplan des Landkreises – Brossart kritisiert Feuerwehr
Was am frühen Sonntagmorgen den Brand auf der Süd-Müll-Deponie in Heßheim verursacht hat, ist noch nicht geklärt. Die Brandermittler hätten sich aus zeitlichen Gründen vor Ort noch nicht umsehen können, sagte gestern ein Sprecher des Polizeipräsidiums Rheinpfalz in Ludwigshafen. Süd-Müll-Geschäftsführer Benedikt Eberhard tappt ebenfalls im Dunkeln. Er bestätigt, dass es gewerbliche Kunststoffabfälle waren, die gebrannt hatten.
Wie gestern berichtet, waren am Sonntag ab etwa 5 Uhr rund 160 Feuerwehrleute und andere Kräfte im Einsatz, um ein Feuer am nördlichen Rand der Deponie zu löschen. In der Luft seien keine erhöhten Schadstoffwerte gemessen worden, hieß es vonseiten der Feuerwehr, vorsorglich sei die Bevölkerung der Region per Radio aufgefordert worden, Türen und Fenster geschlossen zu halten.
Laut Benedikt Eberhard brach das Feuer auf dem genehmigten Zwischenlager für Gewerbemüll aus. Dort lagerten Kunststoffe wie Folien, Eimer und andere Verpackungen, bis sie zwecks Entsorgung geschreddert und in Ballen verpackt würden. Eberhard schätzt, dass die vom Brand betroffene Menge zirka 1000 Kubikmeter groß war. Eine Selbstentzündung der Stoffe erscheint ihm aufgrund der Wetterlage wenig wahrscheinlich. Brandstiftung will er nicht ausschließen, „aber wahrscheinlich werden wir die Ursache nie erfahren“. Die Aufnahmen der Kameras auf dem Gelände sollen ausgewertet werden, „und für die Zukunft werden wir noch weitere Überwachungskameras installieren“, so Eberhard. Ein nennenswerter wirtschaftlicher Schaden sei nicht entstanden. Auch die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd in Neustadt hat noch keine Informationen zum Auslöser des Feuers.
Bei der Brandbekämpfung kam laut SGD der Notfallplan des Rhein-Pfalz-Kreises für gefährdete Firmen zum Einsatz. Darin sei festgelegt, was in kritischen Fällen wie diesem im Verbund mit dem Betrieb, der Feuerwehr, des Technischen Hilfswerks und der Rettungsdienste zu tun sei. Beispielsweise würden dann Süd-Müll-Mitarbeiter zur Mithilfe aktiviert. Am Sonntagvormittag hatte Personal der Deponie dafür gesorgt, dass die Flammen unter großen Mengen von auf dem Gelände verfügbaren Sand erstickt wurden.
Für Franz-Josef Brossart von der Schutzgemeinschaft gegen Mülldeponie, der sich gestern bei der Redaktion meldete, stellt sich die Frage, ob der Notfallplan angesichts der Vorkommnisse bei Süd-Müll in den vergangenen Jahren ausreiche. Wie berichtet hatten sich 2009 Gewerbeabfälle und vergangenes Jahr Batterien auf dem Gelände entzündet. Dazu SGD-Sprecherin Nora Schweikert: „Wir haben keine Anhaltspunkte dafür, dass dieser Plan nicht ausreichend ist.“ Zu Brossarts Forderung nach einer permanenten Brandwache bei Süd-Müll verweist Schweikert darauf, dass es eine Brandmeldeanlage für die Gebäude gebe, das 85 Hektar große Gelände mit einer Zaunanlage gesichert sei und in großen Teilen videoüberwacht werde. Dass das Feuer am Sonntag auch auf Sonderabfälle hätte übergreifen können, wie Brossart befürchtet, schließt die Genehmigungsbehörde aus. Dazu sei das betroffene Zwischenlager zu weit entfernt gewesen.
Kritik übt Brossart auch an der Feuerwehr, die ihre vorsorgliche Warnung zu einer Zeit, als die meisten Bürger wohl geschlafen hätten, nur via Radio ausgesprochen habe. „Mit Megafonen durch die Orte zu fahren, wäre besser gewesen“, meint der Heßheimer. In Gerolsheim wurden die Bürger durch die Sirenen zur Alarmierung der Feuerwehr geweckt. Ortsbürgermeister Erich Weyer (FWG) hat sich nach eigenen Angaben gleich zur Deponie begeben. „Da waren so viele Feuerwehrleute, die hatten das unter Kontrolle“, so Weyer. Weder ihm noch Heßheims Ortschef Karl Neunreither (SPD) ist bekannt, dass Bürger durch Rauch oder Dämpfe beeinträchtigt waren. (ww)
Quelle: Verlag: DIE RHEINPFALZ, Publikation: Frankenthaler Zeitung, Ausgabe: Nr.245, Datum: Dienstag, den 22. Oktober 2013, Seite: Nr.15, "Deep-Link"-Referenznummer: '91_15546471'